Zeitungsartikel in der Solothurner Zeitung, erschienen am 15.10.2014, online verfügbar.
Autor & Fotograf: Andreas Kaufmann.
Wer kontrolliert Wikipedia? Und wie kann man seinen Beitrag zum Wissensschatz leisten? Eine Atelierreihe der Zentralbibliothek geht diesen Fragen auf den Grund.
Längst hat der physisch wuchtige 26-bändige «Bertelsmann» einem Nachfolger Platz gemacht, der nicht im Regal steht: Wikipedia. Doch auch wenn der Mausklick auf Anhieb kaum schwieriger scheint als der Griff ins Büchergestell: Auch die digitale Enzyklopädie hat ihre Fallstricke.
Da die Möglichkeiten auf Wikipedia so unbegrenzt sind wie die Fragen rund um das digitale Lexikon, veranstaltet die Zentralbibliothek seit Anfang Oktober sogenannte Wikipedia-Ateliers, deren zweiter Anlass am Dienstag über die Bühne ging. Interessierte, aber auch Angestellte der Zentralbibliothek waren neugierig, wie sich Wikipedia nicht nur in der Rolle als «Konsument» nutzen lässt, sondern gerade auch als «Produzent» eigener Inhalte.
Viele der Anwesenden kannten das Portal bislang aus Nutzersicht: Ein anwesender Lehrer verwendet es sogar im Unterricht, auch wenn man kritisch über die Zuverlässigkeit der Inhalte spricht: «Letztlich kann ich die Richtigkeit bei einem Lexikon auch nicht direkt überprüfen.» Allerdings greifen, wie sich im weiteren Verlauf der Mittagsveranstaltung zeigen sollte, andere Kontrollmechanismen bei Wikipedia.
Als Referentin war Muriel Staub von Wikimedia Schweiz anwesend. Der Verein widmet sich der Förderung des freien Wissens und beherbergt die multimedialen lizenzfreien Inhalte, mit dem die Wikipedia-Artikel gespeist werden. Patrick Borer, Mitarbeiter Katalogabteilung in der Zentralbibliothek, hatte als langjähriger «Wikipedianer» den Kontakt zum Förderverein Wikimedia hergestellt.
In ihren Ausführungen zeigte Staub, wie die Kontrollmechanismen von Wikipedia wirken: durch transparente Versionierung der Artikel, durch Rückverfolgbarkeit der Änderungen, durch Quellenpflicht, durch die Diskussionsplattform und durch die ausgeklügelte Rechtehierarchie, die eine Kontrolle der «Neulinge» durch altgediente «Wikipedianer» gestattet. (ak)